Vitamin C, ausreichend Bewegung, gesunder Schlaf und ein paar Tätowierungen für ein gesundes Immunsystem. Nein, wir haben uns nicht vertippt. Menschen, die der Körperkunst frönen, sollen nachweislich ein besseres Immunsystem haben. Gute Nachricht oder an den Haaren herbeigezogen?
Tattoos bringen das Immunsystem auf Trab
Faszinierend, wie der Ruf Tätowierter sich über die Jahre verändert hat. Und jetzt haben sie auch noch ein stärkeres Immunsystem? Das ist richtig. Sowohl ein Forschungsartikel im American Journal of Human Biology als auch eine Studie der University of Alabama konnten ein stärkeres Immunsystem bei tätowierten Probanden feststellen.
Bemerkbar machte sich das durch einen erhöhten Pegel des Abwehrstoffes IgA (Antikörper Immunglobin A). Wenn wir krank werden, produziert unser Immunsystem vermehrt IgA, die sich wie kleine Kämpfer au die Keime stürzen. Bei tätowierten Menschen ist dieser Wert tatsächlich höher als bei anderen.
Wirkt das schon beim ersten Tattoo?
Um eines klarzustellen: Wer sich zum ersten Mal tätowieren lässt, hat zunächst ein schwächeres Immunsystem. Das ist eine logische Konsequenz aus dem Stress, dem der Körper während einer Tätowierung ausgesetzt wird.
Tattoos sind Verletzungen der Haut, die mitunter (starke) Schmerzen verursachen. Dein Gehirn unterscheidet hier nicht, ob du dich diesem Schmerz freiwillig aussetzt oder ob etwas oder jemand dich von Außen angreift.
Fakt ist: Dein Körper wird verletzt, also braucht es ordentlich Immunabwehr, um deine Verletzungen zu heilen. Dieser Ablauf schwächt dein Immunsystem, weil es zum ersten Mal mit dieser Situation konfrontiert wird. Nach deinem ersten Tattoo ist sogar das Risiko, schneller krank zu werden, stark erhöht.
Woher kommt die stärkende Wirkung?
Ab dem zweiten und allen darauffolgenden Tattoos, tritt für das Immunsystem ein Lerneffekt ein. In einer der Studien konnte sogar ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Tattoo-Sitzungen, dem prozentualen Anteil an tätowierter Haut und der Immunabwehrstärke festgestellt werden. Mit einfachen Worten: Je mehr Sitzungen und Tattoos, desto stärker das Immunsystem.
Der Rückgang von IgA verlangsamt sich bzw. wird immer geringer, je mehr Tätowierungen der Proband besitzt. Die Folge ist eine schnellere Reaktion auf Verletzungen und eine verringerte Stressreaktion des Körpers.
Wenn man so will, lassen sich Tattoo-Sitzungen mit Sporteinheiten vergleichen, und zwar auf zwei verschiedenen Ebenen. Zum einen kannst du dein Immunsystem hier wie einen Muskel betrachten, der regelmäßig trainiert und immer fitter wird. Zum anderen ist das Stressprinzip sehr ähnlich.
Was hat Stress mit der Immunabwehr zu tun?
Unser Immunsystem ist kein Fan von Dauerstress, aber durchaus von kleinen, regelmäßigen Stressmomenten. Dazu gehört z.B. Sport. Wenn wir uns körperlich betätigen, werden die Hormone Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Diese zwei Stresshormone sind in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum ziemlich ungesund und unterdrücken sogar unser Immunsystem. Die Folge ist, dass wir schneller krank werden. Jeder, der sich in einer längeren Stressphase befunden hat, wird dieses Phänomen kennen. Deshalb werden auch viele Menschen während einer Ruhephase oder im Urlaub krank.
Aber in regelmäßigen, kleinen Mengen ist Stress sogar sehr erwünscht. Wie bei allem macht auch hier die Dosis das Gift. Die Regelmäßigkeit und der kurzfristige Stress durch Sport haben eine stärkende Wirkung auf unsere innere Abwehr. Dieses Prinzip lässt sich auch auf das Tätowieren übertragen.
Können Tattoos die Immunabwehr auch schwächen?
Wie erwähnt, geschieht das vor allem beim ersten Tattoo. In diesem Fall ist die Stressreaktion im Körper so hoch, dass die Immunabwehr unterdrückt wird und der Körper dadurch geschwächt. Doch es gibt auch Situationen, in denen gesundheitliche Gründe gegen Tätowierungen sprechen.
Grundsätzlich sollte man auf ein Tattoo während der Schwangerschaft verzichten. Hier geht es nicht mehr um die Unversehrtheit eines einzelnen Körpers, sondern eines zweiten. Das Ungeborene kann sich nicht gegen die Stresshormone wehren, die während einer Sitzung produziert werden, und ist ihnen hilflos ausgesetzt. In dieser Phase sollte jede werdende Mutter davon absehen, sich unter die Nadel zu lagen.
Wie bei allem im Leben gilt auch beim Tätowieren: Alles wohl dosiert und mit einem gesunden Maß an Verstand.
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